Sein Wissen und Können fehlen nun in Gescher

Gescher. Er wird im Heimatverein, im Gaschari, im Kolping und bei den Archivaren fehlen: Timmermannsbaas Alfons Haar. Eine Persönlichkeit, die ganz fest in Geschers heimatlichem Boden wurzelte, ist verstorben.

Sein überragendes Talent in Menschenführung, Heimatliebe und Handwerkskunst entfaltete sich im Heimatverein Gescher eindrucksvoll, als 2003 die Schirmschoppe auf dem Museumshof abbrannte. Mit seiner hohen Kompetenz und vielfachem Wissen, wie aus krummen Eichenhölzern winkelige standfeste Fachwerksgebäude errichtet werden konnten, packte er den Bau der historischen Schoppe engagiert an.

Sein umfangreiches historisches Wissen hat er so praktisch und vorbildlich umgesetzt und an sein neues Team, den handwerklich orientierten Dienstagskreis, weitergegeben. Dessen Gründung im Heimatverein, dem er als Timmermannsbaas vorstand, verlief parallel zum Baugeschehen. So kümmerte sich das von ihm geformte Team aus Meistern, Gesellen und Hilfskräften vor allem um den Erhalt der historischen Gebäude auf dem Museumshof. Seine Kultur der Anerkennung, sein handwerkliches Können und die Weitergabe seiner Kunst prägen bis heute die positive Atmosphäre des Dienstagskreises. Er hat die notwendigen Dienste stets vorgedacht und dem Team vermittelt, was auf dem Hof wie zu erledigen ist.

Timmermannsbaas Alfons Haar ist im Alter von 83 Jahren verstorben.

Später kümmerte er sich als langjähriges Beiratsmitglied im Vorstand des Heimatvereins um die heimatlichen und bäuerlichen Exponate, ihre korrekte Benennung, Erhaltung und ihre museale Präsentation. Dafür machte er sich frühzeitig mit der elektronischen Datenverarbeitung vertraut, hantierte sachgerecht mit Museumsprogrammen, Excel-Tabellen und Genealogie-Eingabemasken, die er auch bei seiner Archivarbeit nutzte. Laptop und PC waren für ihn stets gute Hilfsmittel, in denen er sich konsequent „einfuchste“. So entwickelte er auch eine Excel-Tabelle, in der er alle Kreuze und Bildstöcke in Gescher für den Geodaten-Atlas des Kreises erfasste und dokumentierte. Gerne führte er auch Gäste über „seinen“ Hof und Garten und konnte mit seinem Plattdeutsch sehr gut menschliche Brücken bauen. Nach außen vertrat er die Glockenstadt gerne in der Tracht des Kiepenkerls, etwa bei der Tourismusmesse in Essen oder beim Kiepenkerl-Treffen in Stadtlohn.

Nach dem Tod seiner lieben Frau Maria engagierte er sich auch bei den Senioren der örtlichen Kolpingsfamilie. So beteiligte er sich an vielen Ausflügen und Fahrten, ohne die Arbeit auf dem Museumsgelände zu vernachlässigen. Ganz wichtig war ihm der Gesang. Als langjähriger Sänger im Gaschari-Chor bereicherte er bei den öffentlichen Auftritten das Kulturangebot unserer Glockenstadt.

Seit 40 Jahren befasste sich Alfons Haar, der am 20. Juni 1941 in Tungerloh-Capellen geboren war, mit der Familienforschung. Schon bald verließ er dabei den engen Rahmen seiner eigenen großen Familie und forschte im Stadtarchiv und in den Kirchenbüchern auch zu anderen Familien, besonders in Tungerloh, Estern, Stadtlohn und Velen. Schließlich befanden sich in seinem Rechner 145 000 Namen, womit er eine kleine Großstadt hätte besiedeln können. In mehreren Heimatbüchern kamen die Ergebnisse seiner Forschungen an die Öffentlichkeit.

Alfons Haar, der Timmermannsbaas im Dienstagskreis, ist von uns gegangen. Sein guter Geist, seine positive Ausstrahlung und sein jugendliches Lachen werden nicht nur im Heimatverein Gescher stets in positiver Erinnerung bleiben.

Gescherer Zeitung