Sein Wissen und Können fehlen nun in Gescher

Gescher. Er wird im Heimatverein, im Gaschari, im Kolping und bei den Archivaren fehlen: Timmermannsbaas Alfons Haar. Eine Persönlichkeit, die ganz fest in Geschers heimatlichem Boden wurzelte, ist verstorben.

Sein überragendes Talent in Menschenführung, Heimatliebe und Handwerkskunst entfaltete sich im Heimatverein Gescher eindrucksvoll, als 2003 die Schirmschoppe auf dem Museumshof abbrannte. Mit seiner hohen Kompetenz und vielfachem Wissen, wie aus krummen Eichenhölzern winkelige standfeste Fachwerksgebäude errichtet werden konnten, packte er den Bau der historischen Schoppe engagiert an.

Sein umfangreiches historisches Wissen hat er so praktisch und vorbildlich umgesetzt und an sein neues Team, den handwerklich orientierten Dienstagskreis, weitergegeben. Dessen Gründung im Heimatverein, dem er als Timmermannsbaas vorstand, verlief parallel zum Baugeschehen. So kümmerte sich das von ihm geformte Team aus Meistern, Gesellen und Hilfskräften vor allem um den Erhalt der historischen Gebäude auf dem Museumshof. Seine Kultur der Anerkennung, sein handwerkliches Können und die Weitergabe seiner Kunst prägen bis heute die positive Atmosphäre des Dienstagskreises. Er hat die notwendigen Dienste stets vorgedacht und dem Team vermittelt, was auf dem Hof wie zu erledigen ist.

Timmermannsbaas Alfons Haar ist im Alter von 83 Jahren verstorben.

Später kümmerte er sich als langjähriges Beiratsmitglied im Vorstand des Heimatvereins um die heimatlichen und bäuerlichen Exponate, ihre korrekte Benennung, Erhaltung und ihre museale Präsentation. Dafür machte er sich frühzeitig mit der elektronischen Datenverarbeitung vertraut, hantierte sachgerecht mit Museumsprogrammen, Excel-Tabellen und Genealogie-Eingabemasken, die er auch bei seiner Archivarbeit nutzte. Laptop und PC waren für ihn stets gute Hilfsmittel, in denen er sich konsequent „einfuchste“. So entwickelte er auch eine Excel-Tabelle, in der er alle Kreuze und Bildstöcke in Gescher für den Geodaten-Atlas des Kreises erfasste und dokumentierte. Gerne führte er auch Gäste über „seinen“ Hof und Garten und konnte mit seinem Plattdeutsch sehr gut menschliche Brücken bauen. Nach außen vertrat er die Glockenstadt gerne in der Tracht des Kiepenkerls, etwa bei der Tourismusmesse in Essen oder beim Kiepenkerl-Treffen in Stadtlohn.

Nach dem Tod seiner lieben Frau Maria engagierte er sich auch bei den Senioren der örtlichen Kolpingsfamilie. So beteiligte er sich an vielen Ausflügen und Fahrten, ohne die Arbeit auf dem Museumsgelände zu vernachlässigen. Ganz wichtig war ihm der Gesang. Als langjähriger Sänger im Gaschari-Chor bereicherte er bei den öffentlichen Auftritten das Kulturangebot unserer Glockenstadt.

Seit 40 Jahren befasste sich Alfons Haar, der am 20. Juni 1941 in Tungerloh-Capellen geboren war, mit der Familienforschung. Schon bald verließ er dabei den engen Rahmen seiner eigenen großen Familie und forschte im Stadtarchiv und in den Kirchenbüchern auch zu anderen Familien, besonders in Tungerloh, Estern, Stadtlohn und Velen. Schließlich befanden sich in seinem Rechner 145 000 Namen, womit er eine kleine Großstadt hätte besiedeln können. In mehreren Heimatbüchern kamen die Ergebnisse seiner Forschungen an die Öffentlichkeit.

Alfons Haar, der Timmermannsbaas im Dienstagskreis, ist von uns gegangen. Sein guter Geist, seine positive Ausstrahlung und sein jugendliches Lachen werden nicht nur im Heimatverein Gescher stets in positiver Erinnerung bleiben.

Gescherer Zeitung

Bienenmuseum wird Naturparkhaus

Alle sind am kommenden Samstag zum Naturparktag auf dem Museumhof eingeladen

Gescher. Mit dem Bienenmuseum an der Lindenstraße verfügt Gescher über einen Schatz, der noch nicht die gebotene Aufmerksamkeit findet. Das soll sich nun ändern. „Unser Bienenmuseum wird offiziell Naturparkhaus“, freut sich Erste Beigeordnete Kerstin Uphues. Damit wird das kleine Museum im Heinrich-Hörnemann-Haus eine überregional vermarktete Einrichtung des Naturparks Hohe Mark. Gewürdigt wird diese Anerkennung mit einem „Naturparktag“ am Samstag, 18. Mai. Von 11 bis 16 Uhr wird auf dem Museumshof in Gescher ein attraktives Programm geboten, zu dem alle Interessierten -besonders auch Familien mit Kindern – eingeladen sind.

Eigentlich ist der Internationale Museumstag am 19. Mai. „Bei uns in Gescher findet die Hauptaktion am 18. Mai statt“, sagt Kulturmanagerin Dr. Hanna Koch. Das Glockenmuseum ist an diesem Wochenende an beiden Tagen bei freiem Eintritt geöffnet. Im Vordergrund steht aber das Bienenmuseum, weil es offiziell Naturparkhaus wird. Dagmar Beckmann, die Geschäftsführerin des Naturparks Hohe Mark, wird ein Hinweisschild mitbringen und deutlich machen, warum das Bienenmuseum für den Naturpark wichtig ist. Immerhin haben im großen Naturpark Hohe Mark, zwischen Münsterland, Niederrhein und der nördlichen Ruhr-Metropole gelegen, bis dato nur acht Einrichtungen dieses Qualitätssiegel bekommen. „Voraussetzungen dafür waren unter anderem Barrierefreiheit und regelmäßige Öffnungszeiten“, erläutert Theo Heenen vom Imkerverein. Beides sei nun gewährleistet, was für die Ideengeber in der Arbeitsgemeinschaft Kultur und Museen ein schöner Erfolg sei. Uphues ergänzt: „Die Vermarktung des Bienenmuseums und unserer Museen insgesamt über den Naturpark Hohe Mark hat genau die Strahlkraft, die wir uns wünschen.“

Freuen sich über die Anerkennung des Bienenmuseums als Naturparkhaus (v.l.): Theo Heenen (Imkerverein), Erste Beigeordnete Kerstin Uphues, Kulturmanagerin Dr. Hanna Koch, Clemens Kösters, Elmar Rotherm, Reinhold Löhring und Rüdiger Sondermann. Foto: Jürgen Schroer

Das Kommen am Naturparktag lohnt sich, denn geboten wird viel Informations, Spaß und Unterhaltung: Rollende Waldschule, Imkerquiz, Infomobil Hohe Mark, Live-Musik mit „Tinnitus“ aus Darfeld, Aktion „Wir suchen die Bienenkönigin“, Stockbrotbacken am Heimathaus und vieles mehr. Dazu gibt es Waffeln, Bratwurst, Kaltgetränke, Kaffee und Glockenkekse. Alle Museen sind kostenfrei zugänglich. Auch Hochmoor ist eingebunden: Das D(T)orfmuseum ist mit einem Info-Stand im Glockenmuseum präsent.

Ein besonderer Clou ist ein Bienenflug durch die Museen. Ein per Drohne aufgenommener Film, der mit Fördermitteln produziert worden ist, zeigt die Gescheraner Museen aus den Augen von „Biene Fiene“. Hier darf sich das Publikum auf eine Vorabversion des frisch produzierten Werkes freuen.

Und alles soll noch weiterentwickelt werden. Wer das Naturparkhaus Bienenmuseum besucht, soll künftig noch mehr Natur erleben können – etwa bei einem Abstecher ins Berkeltal. Dort entstehen demnächst ein Naturerlebnispfad und ein attraktiver Spielplatz.
www.naturpark-hohe-mark.de

Gescherer Zeitung

Zeitmessung und Glockenklang verbinden

Funktionsfähiges Uhrwerk von 1906 ist in den Besitz des Heimatvereins gelangt

GESCHER. Zeilmessung und -Verkündigung durch Kirch­turmglocken sind in Gescher sehr authentisch und kultu­rell tief verankert. Was heute in der Regel durch elektroni­sche Uhrwerke präzise ge­steuert wird, geschah früher durch eine ausgefeilte Me­chanik, die durch Zahnräder, Pendelausschläge, Gang­hemmungen und Erdanzie­hungskräfte in Bewegung gehalten wurde. Ein derart altes und funktionsfähiges Uhrwerk aus dem Jahre 1906 ist jetzt von Reinhold Sibbing (Mercedes-Haus) in den Besitz des hiesigen Hei­matvereins gelangt.

Der Dienstagskreis hat das historische Uhrwerk aufgearbeitet und mit Unterstützung von Bernhard Nieland (r.) im Rathaus aufgestellt- Im Bild (von links): Michael Goos, Hubert Engbers, Norbert Efsing, Franz-Josef Menker, Juppi Niehaus, Heinrich Graffe, Thomas Worth sowie Bernhard Nieland.

Unter ehrenamtlicher Mit­wirkung von Udo Graver­mann, Inhaber der Firma „Glockengeläute und Turm­uhrsysteme Gravermann“, wurde das technische Uhr­denkmal mit Hilfe des Teams vom Dienstagskreis – unter Projektleitung von Norbert Efsing und Franz-Josef Menker – sorgfältig zerlegt, gerei­nigt und wieder zusammen­gesetzt. Geplant ist, dieses kraftvolle Uhrwerk mit sei­nem Uhrgang, Stunden- und Viertelstundenschlag beim Umbau des Heinrich-Hörnemann-Hauses so mit dem benachbarten Glockemmuseum zu verbinden, dass Zeitmessung und Glockenklang für Besucherinnen und Besucher künftig sicht­bar, hörbar und erlebbar ge­macht werden.

Bis dahin hat das Uhrwerk dankenswerterweise einen vorläufigen Standort in der Empfangshalle des Gescheraner Rathauses gefunden, wo es mit Hilfe des Kranwa­gens vom Baugeschäft Bern­hard Nieland hintranspor­tiert worden ist. Dort kann es ab sofort zu den Öff­nungszeiten besichtigt wer­den. Sowohl eine pädagogi­sche Handreichung für Schülerinnen und Schüler von Dr. Hendrik Lange (Leh­rer an der Gesamtschule Ge­scher) als auch eine Info-Ta­fel werden noch erstellt.

Dieses mechanische Uhr­werk mit seiner physischen Wirkkraft und Energie ist für unseren Glockenstandort eine wichtige Bereicherung sowohl für unser kulturelles Erbe als auch für das traditionsreiche Uhrmacherhand­werk, das auch in Gescher betrieben worden ist“, heißt es hierzu in einer Mitteilung des Heimatvereins.

Schon jetzt wird darauf hingewiesen, dass das West­fälische Glockenmuseum unter Leitung von Dr. Hanna Koch am Samstag, 14. Sep­tember, ein Seminar zum Thema „Zeit & Glocken“ im Rathaus anbieten wird.

Übergangsweise steht das historische Uhrwerk im Rathaus.

Gescherer Zeitung

Rekener überraschen Heimatfreunde in Gescher

Im Bild (von links): Guido Luetkebohmert. Berthold Sandscheiper, Elmar Rotherm und Carsten Hösl.                                                                       Quelle; Heimatverein Gescher

Der Dienstagskreis im Heimatverein Gescher erhielt kürzlich Besuch von Vertretern des Heimatvereins Reken. Der Heimatverein Reken hatte sich sei­nerzeit für den Heimat-Preis 2022 des Kreises Borken beworben und erhielt im Frühjahr dieses Jahres den mit 500 Euro dotierten Sonderpreis für die seit 450 Jahren ununterbrochen organi­sierte Prozession von Gescher zum An­naberg nach Haltern. Unterstützung in Form von Bildmaterial und zusätzli­chen Informationen kamen aus der Glockenstadt. Hieraus entwickelte sich inzwischen eine gute Freundschaft zwischen beiden Vereinen.

Im Mai die­ses Jahres ging die Pättkesfahrt von Gescher nach Reken, wo die Radler herzlich empfangen wurden. Jetzt überreichten die Vertreter vom Hei­matverein Reken einen Betrag von 200 Euro an den Heimatverein Gescher, der sich hierüber sehr gefreut hat.

Gescheraner Zeitung

Duft von Brot und Pfannkuchen verführt

Erntedankfest auf dem Museumshof lockt mit Köstlichkeiten und Handwerkskunst

Gescher (sk). „Wir haben zum Glück viele Helfer am Start, sonst wäre ein solches Fest nicht zu stemmen“, so der 2. Vorsitzende Thomas Worth vom Heimatverein, der gestern auf dem Museumshof das traditionelle Erntedankfest feierte. Mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnten die Heimatfreunde die unzähligen Besucher.

Hatte es am Samstagnachmittag noch gegossen, so gab es am Sonntag einen wundervollen Spätsommertag, der die Menschen nach draußen lockte. Dabei zog es die Besucher nicht nur zum Strohmarkt, sondern auch auf den Museumshof. Mit einem Frühschoppenkonzert erfreute der Musikzug Gescher unter der Stabführung von Martin Essling. Der Duft von frisch gebackenem Brot und leckerem Buchweizenpfannkuchen zog über das Gelände. Wer konnte da schon widerstehen? Immer wieder schoben die Männer die Brotlaibe in den vorgeheizten Ofen. Und so ging das im historischen Steinofen gebackene Brot weg wie die oft zitierten „warmen Semmeln“. „Wir können gar nicht so schnell backen“, erzählt Monika Niehues. Gleiches gilt für die beliebten Buchweizenpfannkuchen, über dem offenen Feuer gebacken. „So etwas Leckeres bekommt man ja nicht alle Tage“, meinte Antonius Kloster.

Derweil gab es für die großen und kleinen Besucher allerhand zu sehen und zu bestaunen. Vor dem Museumsgelände wurden Oldtimer-Traktoren ausgestellt, die nicht nur von Kindern bestaunt wurden. Da gab es so manches Fachgespräch unter den technikbegeisterten Männern. Korbflechter Josef Knuf aus Weseke bot nicht nur seine Erzeugnisse an, sondern ließ sich bei der Arbeit gern über die Schulter schauen. Die Geschwister Emi und Josi staunten, wie unter den Fingern des Seniors Körbe und vieles mehr entstanden. Am Lagerfeuer konnten die Kinder ihr eigenes Stockbrot backen. Viele weitere Attraktionen luden zum Mitmachen, Anschauen oder zum Kauf ein. Am Ende zeigte sich Worth mehr als zufrieden: „Das Wetter passt, die Besucher kommen – was will man mehr“, sagte er. Rund 70 Heimatfreunde beteiligten sich vor und hinter den Kulissen an diesem Fest – ihnen gebühre Dank.


Altes Handwerk: Die Geschwister Emi und Josi schauen Korbflechter Josef Knuf aus Weseke über die Schulter. Fotos: F.-J. Schulenkorf

Alle Hände voll zu tun hatten die Bäcker des Heimatvereins, um die Nachfrage nach frischem Steinofenbrot zu bedienen.

Sinnbild fürs lokale Mühlenwesen

Tonnenschwerer Mühlstein auf dem Museumshof der Öffentlichkeit übergeben

Gescher. -JS- „Das Wandern ist des Müllers Lust“, klang es am Dienstagabend vielstimmig über den Museumshof. Das Lied war als Dankeschön an Michael und Annette Schulze Ising gedacht, die einen neuen Hingucker für die museale Anlage gestiftet haben: einen fast mannshohen Mühlstein aus Beton, der etwa 1,5 Tonnen wiegt Beim Heimatverein war die Freude groß: „Der Stein stellt eine Erinnerung an das Mühlenwesen in Gescher dar“, sagte Franz-Josef Menker und verwies auf die eigens angebrachte Info-Tafel an der Seitenwand der Remise, wo auch der Mühlstein seinen neuen Standort gefunden hat Zwei Säcke mit Weizenkorn und Mehl symbolisierten, welche Funktion Steine dieser Art in früheren Zeiten hatten.

Zufall war es, dass Menker in Dülmen einen Mühlstein vom Hof Schulze Ising (früher Alfers) in Gescher entdeckte. So etwas passt auch auf unseren Museumshof, dachte sich der Heimatfreund und stieß beim jetzigen Hofinhaber Michael Schulze Ising auf offene Ohren. Dieser besitzt noch mehrere Mühlsteine, die sein Vater Ludwig Schulze Ising vor etwa 30 Jahren aus Beton gegossen hatte. Ein Exemplar wurde unlängst mit einem Kranwagen der Baufirma Bernhard Nieland zum Museumshof transportiert und dort aufgestellt Die Schlosserei des Heimatvereins unter der Leitung von Norbert Wolters fertigte die Befestigungselemente.

Bei herrlichem Sommerwetter nahm Menker die Mitglieder des Dienstagskreises im Heimatverein und etliche Gäste mit in die Geschichte des lokalen Mühlenwesens. Bis 1819 war Alfers Mühle an der Berkel die einzige Korn-, Öl- und Sägemühle in Gescher. Mit drei Mahlgängen gehörte diese mit Wasserkraft betriebene Mühle zu den größten in der Umgebung. Eigentümer waren bis 1858 die Herren von Gemen, danach gehörte die Mühle – heute als Wohnraum genutzt – dem Hof Schulze Alfers. „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, diese Regel galt von alters her, allerdings mit zwei Ausnahmen: „Die Eigentümer hatten Vorrechte und auch die sogenannten Steinbauern“, erläuterte Menker. Dabei handelte es sich um jene Bauern, die für den Transport und den Einbau der tonnenschweren Mühlsteine zuständig waren und dabei bis zu acht Pferde einsetzen mussten. Ihr Korn wurde vorrangig gemahlen.

Mit der Alleinstellung der Alferschen Mühle war es 1819 vorbei, als der Bauer Schulze Egberding am Oberlauf der Berkel in Tungerloh-Pröbsting eine weitere Korn- und Ölmühle errichtete, später auch eine Sägemühle. Die dritte Mühle in Gescher entstand 1858 auf dem heutigen Gelände Schweers-Pennekamp – praktisch in Sichtweite zum Standort des großen Mühlsteines auf dem Museumshof. Müller Betting betrieb diese Anlage mit einer zwölf PS starken Dampfmaschine, Nachfolger Heinrich Beuker erweiterte den Dampf-Röhrenkessel. „Der dazugehörige Schornstein hat die Silhouette von Gescher lange mitgeprägt“, so Menker. 1968 sei diese Mühle abgebrochen worden.

Einig waren sich alle Beteiligten, dass der Mühlstein gut auf den Museumshof passt und in Verbindung mit der Info-Tafel ein wichtiges Stück Heimatgeschichte darstellt. Wer wollte, konnte bei der Übergabe noch mehr erfahren, zum Beispiel, dass es sich beim gespendeten Stein um einen „Steher“ handelt. Auf diesem drehte sich früher ein „hängend“ gelagerter Stein, „Läufer“ genannt.


Freuen sich über die Übergabe dieses tonnenschweren Mühlsteines an Heimatverein und Öffentlichkeit (v.l.): Franz-Josef Menker, Heimatvereinsvorsitzender Elmar Rotherm, Kulturmanagerin Dr. Hanna Koch und die Stifter Michael und Annette Schulze Ising.
Foto: Jürgen Schroer

Gescherer Zeitung

Alte Traditionen leben neu auf

Markt auf dem Museumshof wird sehr gut angenommen


Andrea Boing erklärt den Kindern, wie Flachs verarbeitet wird. Später bietet sie noch Führungen durchs Heimathaus an. Fotos: Sebastian Schütte

von Sebastian Schütte

Gescher. Der Rauch vom Ofen ist für Besucher schon auf dem Westerkamp zu sehen und der Duft des Bauernbrotes kommt den Gästen bereits am Eingang entgegen. Elmar Rotherm und seine Bäckermannschaft fegen die Asche aus dem Ofen und schieben die nächsten Laibe hinein. „In jedem Durchgang backen wir jeweils zwischen 42 und 45 Brote“, heißt es. Auf dem Museumshof ist eine ganze Menge los. Der Bauernmarkt, auf dem viele Aussteller ihr altes Handwerk präsentieren, kommt bei den Besuchern gut an. „Gegen 11 Uhr war es hier brechend voll. Jetzt gegen Mittag flaut es etwas ab“, sagt Birgit Meyer vom Stadtmarketing, die mit ihrem Team den Markt organisiert hat.

Überraschend für sie ist, dass sehr viele Familien mit ihren Kindern den Markt besuchen. „Ich hätte eher gedacht, dass der Markt die Älteren anzieht, aber insgesamt wird er von allen bombastisch angenommen“, so Meyer. Die Aussteller locken mit vielen lokalen Produkten und alten Techniken zum Herstellen von Waren. An einem Stand werden durch Klöppeln verschiedene Produkte wie Hemden, Schals oder auch Schmuck hergestellt. Ein anderer Stand verkauft gedrechselte Holzprodukte. „An diesem Stück saß ich ungefähr 15 Stunden“, sagt Drechsler Kurt Jakobs mit Blick auf sein teuerstes Produkt, das er für 130 Euro abgeben würde. Das sei für ihn aber die absolute Obergrenze. Besonders viel Andrang gibt es bei der Bäckermannschaft des Heimatvereins. Dort backen die Bäcker schon seit morgens. Insgesamt etwa 220 Brote sind es am Ende, die zu einem annehmbaren Preis verkauft werden.


Die Bäckermannschaft des Heimatvereins backt schon seit morgens Brote. In fünf Durchläufen werden etwa 220 Brote gebacken.

Für Kinder bietet der Markt auch einige Attraktionen. Markus Lanfer hat seine Schafe zur Verfügung gestellt, die bei den kleineren Gästen sehr beliebt sind. Ebenfalls beliebt ist der Stand von Andrea Boing, die den Prozess erklärt, wie aus Flachs Leinen gemacht wird. Daneben lädt sie zu kostenlosen Führungen im Heimathaus ein – zum großen Teil auf Platt.

Viele Stände bieten regionale Nahrungsmittel an. Hof Menker verkauft viele verschiedene Gemüsesorten, darunter Salatköpfe, die am Morgen erst frisch geerntet wurden. Hof Keil lockt die Besucher mit selbst gemachten Beefburgern. Bibo Natur hat ebenfalls allerhand regionale Produkte, darunter Gemüse, Obst, Eier, Nudeln und Wein.

Auch die Imker Josef Leinen und Heinrich Osterkamp haben einen Stand, an dem sie Honig zum Probieren anbieten und sogar Waben, die man als Kaugummi kauen kann.


Die wolligen Schafe von Markus Lanfer sind ein besonderer Magnet für Kinder.

Gescherer Zeitung

Landrat würdigt Engagement des Dienstagskreises

Heimatverein Gescher freut sich über Anerkennungsurkunde aus Borken

Gescher. Für den Heimat-Preis 2022 hatte sich im vergangenen Jahr auch der Heimatverein Gescher e.V. beworben. Insgesamt wurden beim Kreis Borken 29 Bewerbungen aus 13 Kommunen eingereicht

Bei der Preisverleihung Ende April im Heimathaus Marbeck langte es zwar nicht zu einem Platz auf dem Treppchen. Allerdings durfte sich der Heimatverein kürzlich über eine Anerkennungsurkunde des Landrates Dr. Kai Zwicker mit folgendem Wortlaut freuen: „Der Kreis Borken verleiht den ,Heimat-Preis 2022 – Heimat ist Vielfalt‘. Aufgrund des Beschlusses der Jury vom 18. Oktober 2022 wird mit einer Anerkennung des Landrates‘ der Heimatverein Gescher e.V. ausgezeichnet. Gewürdigt wird das Engagement des ,Dienstagskreises‘. Dieser trifft sich wöchentlich auf dem Gelände des Museumshofes, um ehrenamtlich die Gebäude und das Gelände zu pflegen.“


Anerkennung für den Dienstagskreis im Heimatverein. Quelle: Heimatverein

Der „Dienstagskreis“ im Heimatverein hatte sich im Jahre 2003 gegründet, nachdem die Remise auf dem Museumshof in Gescher abgebrannt war und als Ersatz eine neue errichtet werden sollte. Der Fachwerkbau wurde als erste Aktion des Arbeitskreises vom Hof Woort-Menker in Büren abgebaut und auf dem Gelände des Museumshofes unter der Leitung von „Timmermannsbaas“ Alfons Haar wieder aufgebaut. Seitdem treffen sich die Ehrenamtlichen jeden Dienstag, um die Anlage mit einer Fläche von circa 3,5 Morgen und diversen Gebäuden, Bauern- und Kräutergarten und die Radhütte in Estern gärtnerisch zu pflegen, Reparatur- und Anstricharbeiten durchzuführen, Exponate angemessen zu präsentieren sowie Museumsbesucher zu betreuen. Es gibt eine Schlosser-, Elektro- und Schreinerwerkstatt, eine Tischlerei sowie Räume für Gärtner- und Malerarbeiten. Im Dienstagskreis engagieren sich knapp 20 Mitglieder ehrenamtlich; Interessierte sind jederzeit willkommen.

Gescherer Zeitung

Kriegswirren künstlerisch aufbereitet

Ausstellungen zum 400. Jahrestag der Schlacht im Lohner Bruch

Von Florian Schütte

Gescher. Es muss ein Gemetzel gewesen, das sich heute kaum noch jemand vorstellen kann. Doch 400 Jahre nach der Schlacht im Lohner Bruch bei Stadtlohn während des 30-jährigen Krieges und 375 Jahre nach dem Westfälischen Frieden gewinnen die Themen Gewalt, Kriegsverbrechen, aber auch Wege zum Waffenstillstand wieder an Aktualität. Mit einem Dreiklang von Ausstellungen beteiligt sich die Stadt Gescher am kreisweiten Themenjahr unter dem Titel „1623 – Zwischen Himmel und Hölle“. „Man kann die Gewalterfahrung nur künstlerisch verarbeiten, weil sie rational nicht zu begreifen ist“, sagt Franz-Josef Menker vom Heimatverein.


Nicht nur das Heimathaus mit seiner zeitgenössischen Architektur soll Anlaufpunkt werden, auch in zwei Ausstellungen im Rathaus und im Glockenmuseum soll die Schlacht im Lohner Bruch aufgearbeitet werden. Darauf freuen sich (v.l.) Künstler Reinhard Tempelmann (Postmodern), Heimatvereinsvorsitzender Elmar Rotherm, Museumsleiterin Dr. Hanna Koch und Franz-Josef Menker vom Heimatverein.
Foto: Florian Schütte

Entsprechend bereitet Reinhard Tempelmann von Postmodern zusammen mit seinem Team von neun weiteren Künstlerinnen eine Ausstellung vor, die vom 1. September bis zum 13. Oktober im Rathaus zu sehen sein wird. „Wir stellen Gewalt, Krieg, aber auch Frieden auf andere Weise dar“, sagt Tempelmann beim Pressegespräch. „Die Ausstellung soll weniger die Gräueltaten des 30-jährigen Krieges zeigen als vielmehr die Entstehung von Gewalt“, erläutert der Künstler. Über 30 Werke sollen die Ausstellung am Ende bereichern.

Bereits am 21. Mai wird es im Glockenmuseum die Sonderausstellung „Gießer – Glocken -Geschütze“ geben, die sich dem Bronzeguss in der Frühen Neuzeit sowie dem sozialen Aufstieg der Gießer widmen wird. „Dazu haben wir unseren Kanonenraum neu gestaltet“, berichtet Museumsleiterin Dr. Hanna Koch. Dort steht eine historische Kanone von 1644.

Dritter Anlaufpunkt soll vor allem an den Dienstagen im Herbst das Heimathaus werden. „Es spricht in seiner Gesamtheit für die damalige Zeit“, sagt Menker. Dienstags sei dann immer jemand vom Heimatverein zugegen, der die Geschichte „aus verschiedenen Blickwinkeln“ beleuchten könne.

Den Beteiligten ist bewusst, dass es sich um ein sensibles Thema handelt. „Dass es leider wieder so aktuell ist, war bei den ersten Gesprächen nicht geplant“, sagt Koch mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine vor 14 Monaten. „Wir stellen auch keine Volks- und Heldensagen dar, sondern die bittere Wirklichkeit“, fügt Menker hinzu. Und die ist, „dass etwa vier Millionen Menschen damals im 30-jährigen Krieg zu Tode gekommen sind“, wie Heimatvereinsvorsitzender Elmar Rotherm nachgelesen hat.


Die Literatur zur Geschichte der Bauernschaften Estern und Büren haben die Beteiligten schon mal gewälzt.

Gescherer Zeitung

Süße Struwen nach getaner Arbeit

Foto: Florian Schütte

Üblicherweise versorgt Beate Heimann die Mitglie­der des Dienstagskreises vom Heimatverein nach getaner Arbeit seit Jahren mit Grünkohl. Doch in der Karwoche hat sich die Hauswirtschafterin was anderes überlegt. So ka­men die Herrschaften im Heimathaus schon drei Tage vor Karfreitag in den Genuss der süßen Struwen. „Dadurch wird das Heimat­haus zum lebendigen Mu­seum, wo westfälische Tra­dition gepflegt wird“, findet Franz-Josef Menker (r.) vom Heimatverein. Übri­gens: Wer heute das typi­sche Karfreitagsgericht probieren will, kann im SPD-Cafe vorbeischauen. Auch dort backt Heimann die Struwen nach klassi­schem Rezept.

Gescherer Zeitung