Turmuhr an die Stadt Gescher übergeben
Bericht in der Gescherer Zeitung: Elvira Meisel-Kemper
Einen Schlüssel konnte Elmar Rotherm, erster Vorsitzender des Heimatvereins Gescher, der neuen Besitzerin zwar nicht übergeben, dafür erhielt Bürgermeisterin Anne Kortüm aber eine Kurbel. Die wurde früher gebraucht, um einmal pro Woche die Turmuhr zum Schlagen zu bringen. Sie steht, gut sichtbar von innen und von außen, im Foyer des Rathauses. Dort hat die Uhr ihren vorläufigen Standort gefunden. Irgendwann wird sie die Ausstellung des Glockenmuseums im Heinrich-Hörnemann-Haus bereichern. Nach der Sanierung des Hauses, wie anlässlich der Ubergabe der Turmuhr an die Stadt mehrfach zu hören war. Ein konkretes Datum wurde nicht genannt.
Viele Unterstützer setzten sich dafür ein, dass die Turmuhr in den Besitz der Stadt Gescher gelangte, die Rotherm einzeln benannte. Der Heimatverein mit den Projektleitern Franz-Josef Menker und Norbert Efsing stand an erster Stelle. Reinhold Sibbing war der bisher letzte Besitzer. Er spendete die 420 Kilo schwere Uhr der Stadt, die jahrelang in seinem Mercedes-Haus zu sehen war. Für den sicheren Transport ins Rathaus setzten sich Mitglieder der Jugendfeuerwehr unter der Leitung von Justus Köjer ein. Bernhard Nieland, unterstützt vom Dienstagskreis des Heimatvereins, transportierte mit einem Kranwagen das Uhrwerk ins Rathaus. Dr. Hendrik Lange, Lehrer der Gesamtschule, erstellte ein pädagogisches Konzept für seine Schüler. Eine Abhandlung zum Thema „Zeit“ lieferte Dr. Hermann Vortmann, und die Bürgerstiftung sicherte durch Michael Roters einen Druckkostenzuschuss für eine Publikation zu, die von Kulturmanagerin Dr. Hanna Koch verfasst werden soll.
1906 wurde die Turmuhr von der Turmuhren-Fabrik Bernhard Vortmann in Recklinghausen mit einem mechanischen Uhrwerk für eine Kirche in Bottrop gebaut. Udo Gravermann, Geläute- & Turmuhrensysteme Gescher, brachte sie wieder zum Laufen. Bei der Übergabe erklärte er, wie das Uhrwerk funktioniert, das mittlerweile elektronisch aufgezogen wird. „Die Uhr ist absolute Präzisionsarbeit. Die Gewichte erzeugen die Energie, um die Walzen in Bewegung zu setzen. Uber Gestänge wurde der Stunden- und Viertelstundenschlag auf die Turmuhr übertragen“, erklärte er. Menker hatte dazu sogar einen „Uhrenkrimi“ aus Tungerloh parat. „1906 fielen Schüsse auf Schmuggler, die dabei getötet und verletzt wurden. Der Küster läutete Sturm außerhalb der Glockenschläge. Der fürstliche Landesherr aus dem Haus Salm-Horstmar verbot daraufhin generell das Glockengeläut. Es lief alles durcheinander, weil keine Zeitangabe da war. Das zeigte, wie wichtig die Zeitangabe durch die Turmuhr für die Landbevölkerung damals war“, so Menker.
Die Bürgermeisterin bedankte sich für die Übergabe der Turmuhr an die Stadt. „Die Uhr passt wunderbar hierher. Die Zahnräder der Uhr greifen ineinander wie überall im normalen Leben. Ich habe als Kind mit der Turmuhr und ihren Glockenschlägen gelebt. An diesem vorläufigen Ort ist sie sichtbar für die Öffentlichkeit, auch wenn das Rathaus geschlossen hat“, so Kortüm. Die Kurbel wird auf ihrem Schreibtisch einen besonderen Platz finden.