Seit 20 Jahren gestaltet eine Clique aus Tungerloh-Capellen eine Schutzhütte zum Osterfest
Gescher. Diese Überraschung ist doch geglückt! Als Birgit Andrieu die lockere Krawatte des Hasen-Bräutigams gerade zurechtrückt („Dem ist es schon zu warm geworden“), kommt Elmar Rotherm mit einem gut gefüllten Präsentkorb heran. „Das habt ihr wieder ganz toll hingekriegt. Sieht klasse aus!“, lobt der Vorsitzende des Heimatvereins Gescher die Clique und bedankt sich bei den Frauen, die seit 20 Jahren mit ihren Männern die Schutzhütte in Tungerloh-Capellen schmücken – nicht nur zu Weihnachten, sondern auch zum Osterfest Und während eine Krippe mit den bekannten Elementen nicht viel Gestaltungsspielraum lässt, können die Freunde zu Ostern ihrer Kreativität jedes Mal freien Lauf lassen.
In der Arztpraxis sind die Hasen schon gewesen oder bei einer Kaffeevisite. Sind als Musikkapelle aufgetreten, haben sich als Gärtner betätigt, mal ein Picknick gemacht oder auch eine Strandparty geworfen. Es erinnert ein wenig an die bekannten Figuren aus dem Überraschungs-Ei, die immer wieder neu in Szene gesetzt werden. Nur, dass es sich bei den Hasen um lebensgroße Puppen aus Stroh, Heu und Maschendraht handelt.
An die Anfänge erinnert sich Annegret Upgang noch gut. „Ich war bei einer Osterausstellung in Ramsdorf gewesen und hatte danach zum 40. meines Mannes einen lebensgroßen Osterhasen gebastelt“, erzählt sie. „Den ersten Hasen hatten wir dann ja schon und die Krippe stand kurz vorher ja auch schon mal“, fügt Birgit Andrieu hinzu. Also machten die beiden Frauen sich damals mit ihren Freundinnen Renate Kloster, Elisabeth Menker, Renate Borcherswies, Sylke Ruppert, Petra Roters und Irmgard Höing (t) sowie den Ehemännern ans Werk. Seitdem werden die Figuren jedes Jahr am Samstag vor Palmsonntag zurechtgemacht, neu eingekleidet und zur Schutzhütte gebracht, wo sie bis zwei Wochen nach Ostern den Menschen Freude bereiten. „Es kam auch sofort ein Mann aus Hochmoor vorbei und hat für seine Ostergrußkarten ein Foto gemacht“, lacht Renate Kloster. „Die Leute fragen immer schon, wann wir die Hasenfamilie wieder aufbauen“, sagt Renate Borchers-Wies.
Selbst Corona hielt die Clique nicht davon ab. „Das war im ganz strengen Lockdown, wo man sich nicht mal zu zweit treffen sollte“, erinnert sich Birgit Andrieu. „Wir kamen uns vor wie Verbrecher und haben nur schnell die Puppen ohne Holzschnitzel und viel Deko reingesetzt.“ Das Motto? „Das war eine Putzkolonne, damit auch alles schön steril bleibt“, zwinkert Andrieu. Dass die Puppen nachher sogar auf Abstand standen, war jedoch eher der Hauruckaktion geschuldet und nicht beabsichtigt – passte dennoch irgendwie ins Bild.
Während im vergangenen Jahr das Thema „Urlaub“ lautete, feiern die Hasen zum kleinen Jubiläum nun – was läge näher? – eine Hochzeit. Und da darf sich auch jeder ins Gästebuch eintragen.
Im Gegensatz zur Weihnachtskrippe, die von Vandalen 2012 einmal angezündet worden war (wir berichteten), ist das Osternest bislang weitgehend verschont geblieben. Ein Hasenkind wurde dreisterweise einmal entführt. „Ansonsten kommt aber eher was dazu, weil die Leute auch selbst ihre Osterdeko mitbringen“, lächelt Renate Kloster. Und die Hütte als Anlaufpunkt für die ganze Familie weiß auch Elmar Rotherm zu schätzen: „Wenn man mit den Enkelkindern hierher fährt, haben die immer Spaß.“
Florian Schütte
Gescherer Zeitung